Regenballade lyrics

Songs   2024-11-15 12:41:39

Regenballade lyrics

Ich kam von meinem Wege ab

Weil es so nebeldunstig war

Der Wald war feuchtkalt wie ein Grab

Und Finger griffen in mein Haar

Ein Vogel rief so hoch und hohl

Wie wenn ein Kind im Schlummer klagt

Und ich stand still, ich wusste wohl

Was man von diesem Walde sagt!

Dann setzte ich wieder Bein vor Bein

Und komm' so gemach vom Fleck

Und quutsch' im letzten Abendschein

Schwer vorwärts durch Morast und Dreck

Es nebelte, es nieselte

Es roch nach Schlamm, verfault und nass

Es raschelte und rieselte

Und kroch und sprang im hohen Gras

Auf einmal, eh ich's mich versehen

Bin ich am Strom, im Wasser schier

Am Rand bleibe ich erschrocken stehen

Fast netzt die Flut die Sohle mir

Das Röhricht zieht sich bis zum Tann

Und wiegt und wogt so weit man blickt

Und flüstert böse ab und an

Wenn es im feuchten Windhauch nickt

Da saß ein Kerl! Weiß Gott, mein Herz

Stand still als ich ihn sitzen sah

Ich sah ihn nur von hinterwärts

Und er saß klein und ruhig da

Saß in der Nebeldämmerung

Die Angelrute ausgestreckt

Als ob ein toter Weidenstrunk

Den dürren Ast gespenstig reckt

"He, Alter!" rufe ich, "beißt es gut?"

Und sieh, der Baumstamm dreht sich um

Und wackelt mit dem runden Hut

Und grinst mit spitzen Zähnen stumm

Und spricht, doch nicht nach Landesart

Wie Entenschnattern, schnell und breit

Kommt's aus dem algengrünen Bart

"Wenn's regnet, habe ich gute Zeit"

"So scheint es", sage ich und ich schau

In seinen Bottich neben ihm

Da wimmelt's blank und silbergrau

Und müht sich mit zerfetzten Kiem

Aale, die Flossen zart wie Flaum

Glotzäugig Karpfen mittendrin

Ich traue meinen Augen kaum

Wälzt eine Natter sich darin

"Ein seltenes Fischlein, Alter, Traun"

Da springt er forsch behebend empor

"Die Knorpel sind so gut zu kauen"

Schnattert er listig mir ins Ohr

"Gewiss seit ihr zur Nacht mein Gast

Wo wollt ihr heute auch noch hin?

Nur zu, den Bottich angefasst

Genug ist für uns beide drin"

Und richtig watschelt er vorauf

Patsch, patsch, am Uferrand entlang

Und wie im Traume hebe ich auf

Und schleppe hinterdrein den Fang

Und krieche durch den Weidenhang

Der eng den Rasenhang umschmiegt

Wo, tief verborgen selbst am Tag

Die schilfgebaute Hütte liegt

Da drinnen ist nicht Stuhl, nicht Tisch

Der Alte sitzt am Boden platt

Es riecht nach Aas und totem Fisch

Ich werde vom bloßen Atmen satt

Er aber greift frisch in den Topf

Und frisst die Fische kalt und roh

Packt sie am Schwanz, beißt ab den Kopf

Und knirscht und schmatzt im dunkeln froh

"Ihr esst ja nicht, Herr, das ist nicht recht"

Die Schwimmhand klatscht mich fett aufs Knie

"Ihr seid vom trockenen Geschlecht

Ich weiß, die Kerle essen nie"

"Ihr seid bekümmert, sprecht doch aus

Womit ich euch erfreuen kann?"

"Ja", klappre ich: "ich will nach Haus

Aus dem verfluchten Schnatermann"

Da hebt der Kerl ein Lachen an

Es klang nicht gut, mir wurde kalt

"Was wisst denn Ihr vom Schnatermann?"

"Ja", sage ich stur, "so heißt der Wald"

"So heißt der Wald?" nun geht es los

Er grinst mich grün und phosphorn an

"Du dürrer Narr, was weißt du bloß

Vom Schnater-Schnater-Schnatermann?"

Und schnater-schnater, klitsch und klatsch

Der Regen peitscht mir ins Gesicht

Quatsch durch den Sumpf, hoch spritzt der Matsch

Ein Stiefel fehlt, ich achte es nicht

Und schnater-schnater um mich her

Und Enten-Unken-Froschgetön

Möwengelächter irr und leer

Und tief ein hohles Windgestöhnen

Des anderen Tags saß ich allein

Nicht weit vom prasselnden Kamin

Und lies mein schwer gekränkt Gebein

Wohlig vom heißen Grog durchziehen

Wie golden war der Trank, wie klar

Wie edel war sein starker Duft

Ich blickte nach dem Wald, es war

Noch sehr viel Regen in der Luft

Achim Reichel more
  • country:Germany
  • Languages:German, English, German (Low German)
  • Genre:Pop
  • Official site:http://www.achimreichel.de/
  • Wiki:http://en.wikipedia.org/wiki/Achim_Reichel
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